Nach der Brise eine Krise – Ehrgeiz, Trainingsplan und Stress

Seit Scotty zu mir gestossen ist, stieg der Schnitt meiner Trainingsfahrten nach oben. Ich fahre zu schnell. Zuerst das Gefühl, dass das Teil umsetzt, was in die Pedale kommt. Dann das Geräusch, das entsteht, wenn man über 30km/h Stunde damit fährt und die Erkenntnis, dass die Beinarbeit im Winter sich auszahlt. Und dann die Verpflichtung, als Besitzer eine solchen Rads, hart in die Pedalen zu treten. Egal, was der Grund für mein Fehlverhalten war und ist, ich fahre zu schnell und kaum mehr im Grundlagenbereich. Nach der Rückkehr aus meinem Trainingslager – das mein Coach eigentlich hervorragend auf mich abgestimmt hatte – holte mich der Alltag schnell ein. Montagabends angekommen, startete ich am Dienstagmorgen um 5 Uhr in einen Dreitages-Workshop-Marathon mit langen Tagen und wenig Schlaf. Und das nach einem sechsstündigen Radrennen am Samstag zuvor. Gehetzt und gestresst ritt ich durch die Woche. Die Testfahrt auf der Zofinger Intervall-Strecke entglitt mir komplett und wurde zum Fiasko. Der Lauf am Freitag war ganz Übel – ein Leiden ohne Ende. Und am Samstag wollte ich dann eine längere Radfahrt absolvieren. Ganz locker und unbelastet. Aus der Idee wurden im engen Zeitplan 75km in 130 Minuten – also etwa ein 35er Schnitt auf coupierter Strecke – für mein Rookie-Level kein moderates Training. Schlechte Gefühle.

Stopp. So kann das nicht gehen. Nach Rücksprache mit dem Coach, folgten drei Ruhetage und erst am Donnerstag begann ich wieder zu trainieren. Schrittweise fahre ich nun wieder hoch. Und siehe da. Heute ein tolles, erfolgreiches Koppeltraining bei schlechtem Wetter bei mir im Keller. Es geht mir wieder gut. Sehr gut. Morgen freue ich mich aufs Schwimmen und am Montag gehts wieder an die Umsetzung des Plans, wobei für mich das Saisonziel Kalmar ganz deutlich in den Mittelpunkt gerückt ist. Rappi ist zwar in drei Wochen, aber ich setze mich deswegen nicht unter Druck. Und die Teilnahme in Zofingen von morgen Sonntag habe ich komplett gestrichen. Unnötiger Stress, der mich nicht wirklich weiterbringt. Die Umfänge werden grösser und die Trainings sicher nicht leichter.

Die wichtigste Frage ist aber: Hast Du was daraus gelernt?

Jeder von uns rutscht irgendwann in eine Krise. Sei es im Sport, im Geschäft oder Privat. Und Hand aufs Herz. Meistens bleibt es nicht bei nur einer Krise. Wir Menschen neigen dazu, nur zögernd dazuzulernen.

1. Warum härter trainieren als im Plan erwähnt? Genau deshalb trainiere ich ja nach einem Plan. Und bisher hat mir das grosse Fortschritte gebracht. Also: Arbeiten nach Plan und der Coach hat im Zweifelsfalle recht, weil er mehr Erfahrung hat.

2. Sich selber unter Druck zu setzen bringt nichts. Man kann nicht an der Uhr drehen und auch nicht die Leistung über Nacht steigern. Arbeiten mit dem was vorhanden ist und sich selbst nichts beweisen heisst die Devise.

3. Keine unnötigen Stressfaktoren, wenn sonst schon genug Druck vorhanden ist. Wettkämpfe auf dem Weg zum Saisonziel können eine gute Sache sein, in Phasen wo ohnehin schon viel Druck da ist, wirken sie sich negativ aus.

4. Kalmar ist mein Saisonziel und dieses Rennen will ich souverän finishen. Mehr nicht. Alles andere ist Mittel zum Zweck und soll sich unterordnen.

Manchmal braucht es einfach wieder Klarheit über die eigenen Ziele. Und es braucht die Einsicht, dass wir nur Menschen sind und nicht jeden Tag wie eine Maschine funktionieren. Und für Hobbysportler gilt: Finger weg von langen, harten Einheiten die nur Substanz kosten statt gute Gefühle zu produzieren.

Also dann. Es bleiben noch 12 Wochen bis Kalmar. Und auf dem Weg dahin wird in Rapperswil der Russ aus dem Auspuff geklopft 😉

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