So liebe Gabi, dieser Eintrag ist Dir gewidmet, denn diese 90 Kilometer bin ich für Dich gefahren. Schon als ich losfuhr war es feucht und ziemlich kühl und mein innerer Schweinehund hätte einige bessere Vorschläge gehabt. Ich bin mir aber sicher, Du wirst besseres Wetter und eine grössere Motivation als ich haben.
Die Strecke startet in der Bucht von Alcudien. Wenn ich den Plan richtig verstehe, dann darfst Dich auf einen wunderschönen Sandtrand freuen.
Vorn dort aus, geht es etwa 4km in Richtung Norden, wo dann erstmals hawaiianische Feelings aufkommen. Der Weg führt direkt dem Meer entlang und der Wind bläst von der Seite ins Landesinnere. Kurz vor dem Hafen von Pollença hast Du den nördlichsten Punkt erreicht. Ab hier beginnt ein erster sanfter Anstieg der dann über eine erste Welle führt, die Steigung nimmt jetzt langsam zu. Zum Auftakt des Aufstiegs wirst Du eine Tafel sehen (ca. Kilometer 19) wo drauf steht „7.7km und 5.5% Steigung“. Das fiese an diesen Zahlen ist folgendes: Der Einsteig in den Pass ist vergleichbar mit dem Albis, also etwas mehr als 5.5% und das bleibt eine Weile so, bis Du dann auf einem ersten Plateau in etwas flachere Bereiche kommst, die sich bis zu Passhöhe hinziehen. Diese hast Du erreicht, wenn Du den 14km Stein an der Strasse siehst.
Das fiese an diesem Aufstieg ist, dass er jetzt noch nicht fertig ist. Denn jetzt folgt ein Auf und Ab über rund 5km und danach eine längere Abfahrt von gut einem Kilometer und ein letzter scharfer Aufstieg über rund 3km. Erst jetzt hast Du den höchsten Punkt erreicht und Du biegst links ab. Wenn Du die Tankstelle siehst, dann hast Du das Übelste hinter Dir. Das ist etwa bei Kilometer 38. Die Strasse in diesem Wellental das jetzt hinter Dir leigt – zwischen Pass und höchstem Punkt – ist ruppig und in einem – für unsere Verhältnisse – schlechten Zustand. Es sind Frostschäden aber keine grösseren Löcher.
Die Abfahrt ist toll und die Strasse hier in einem guten Zustand. Von der Tankstelle weg kannst Du Vollgas geben bis zu den beiden Häusern zwischen denen Du durchfährst, den leichten Anstieg drückst Du weg, denn danach gehts unendlich runter. Die Strassen sind wirklich toll und wenn Du die Kurve einsiehst, dann kannst Du fahren. Du wirst die drei, vier Spitzkehren in der Mitte der Abfahrt sehen. Danach fährst Du seitlich dem Tal entlang und kannst den Speed wieder mitnehmen bis runter ins Dorf.
Hier eine erste Warnung: Viele der weissen Streifen auf dem Boden sind nicht aufgemalt sondern „dreidimensional“. Ich gehe davon aus, dass diese Dinger im Feld für Verwirrung sorgen werden. Eingangs des Dorfes hat es zwei.
Und gleich eine zweite: Wenn Du feststellen solltest, dass der Verkehr nicht eingeschränkt wurde, dann fahre auf dieser Abfahrt eher rechts. Die Busse stechen weit über die Gegenfahrbahn aus den Kurven hinaus und auch die Autos schätzen den Radius dieser engen Kurven falsch ein.
Aller guten Dinge sind drei: Die Spanier fahren hier sehr, sehr langsam und Du musst davon ausgehen, dass sie Euer Renntempo unterschätzen werden. Aufgepasst in Dörfern.
In der Mitte des Dorfes nach der Abfahrt geht es 90° rechts ab und dann kannst Du es ziehen lassen. Du kommst jetzt auf sehr gute Strassen, wirst aber kurz nach dem Dorf bei Kilometer 45 nochmals mit einer kurzen, giftigen Steigung konfrontiert.
Danach wird es flach und Du kannst nach Inca „brettern“. Mit Wind musst Du hier rechnen. Auch damit, dass Du alle 5 Kilometer durch ein Rondell musst und alle 10 Kilometer durch ein grösseres. Auf den GPS Daten die ich hatte, gab es noch eine Strecke von ca. 4 Kilometer rechts raus nach Santa Margalida (wunderschönes Städtchen) mit einer kurzen Steigung und dann wieder zurück. Offensichtlich versuchte man hier noch Kilometer zur Strecke hinzuzufügen. Diese habe ich nicht gefahren. War mit dem Garmin überfordert 😉 Und irgendwie bin ich jetzt wieder auf die Mallorca167 geraten, die noch mit drei happigen Wellen aufwartet.
Gemäss Höhenprofil hast Du kurz vor Schluss nur noch eine kurze Steigung von gut 40m zu bewältigen. Also eine runde Sache zum Schluss. Den Rest liefere ich Dir nach. Ich fahre den Schlussteil morgen.
Alles in allem eine anstrengende Sache. Und auf den Abfahrten kommst Du zwar teils zügig voran, aber den Speed wie auf den langen geraden Abfahrten in Rappi oder in Zofingen bringst Du hier nicht hin. Vermutlich war das der Grund, weshalb ich den 30er Schnitt knapp nicht hingekriegt habe. Denn die Steigungen zählen (noch nicht) zu meinen Stärken. Die liegen dann wohl eher auf den langen Geraden, wo ich Scotty ordentlich die Sporen geben kann.
Good luck allen die hier starten. Nehmt einen starken Kopf mit! Das Ding spielt mit Dir.
UND HIER NUN DER NACHTRAG:
Aufgrund meiner Unfähigkeit, mein Navigationssystem richtig zu bedienen, verpasste ich bei der ersten Abfahrt der Strecke die letzten Kilometer. Denn die Strecke biegt bei ca. Kilometer 70 an der grossen Autostrasse rechts ab und führt durch die flache Ebene vorbei an Sa Pobla nach Muro. Dort zum Schluss gibt es einen kurzen Aufstieg von rund 400m (Oberrieden bis Kreisel Garage Kuhn in Thalwil). Der Weg führt dann zurück nach Sa Pobla und von dort dann auf langen ruhigen Seitenstrassen wieder Richtung Meer nach Alcudia. Zum Schluss nochmals eine zweite, etwas längere Steigung von gut 5% über eine Distanz von 600m. Danach ist das Ding geschafft. Die Einfahrt nach Alcudia ist toll und wird für gute Gefühle sorgen. Vom Profil her ist die Strecke in der Tat so „einfach“ wie geschildert. Ich denke aber über die ganze Strecke hinweg betrachtet, dass die zwei Erhebungen zum Ende der Strecke ihre Spuren hinterlassen. Hinzu kommt nämlich, dass der Wind hier in der Ebene deutlich stärker weht und dass die Strecke hier flacher ist als vorher, wo eine konstant leichte Neigung dafür sorgt, dass Dein Speed höher ist bzw. Du weniger Kraft brauchst. Hinzu kommt, dass Du an warmen Tagen genau hier die Hitze am stärksten spüren wirst. Dieses Teilstück ist also nicht ohne. So mancher wird sich hier das Ende der Radstrecke herbeiwünschen.
Ein guter Coach hat mir mal folgendes gesagt: Wenn Du startest, dann hast Du ein Pack Streichhölzer im Gepäck. Bei jeder Welle, die Du mit Speed und Kraft wegdrückst, wirst ein Streichholz abbrennen und irgendwann ist Deine Schachtel leer. Eigene Erfahrungen des Bloggers: Du merkst erst, dass die Schachtel leer ist, wenn Du ein weiteres Streichholz abbrennen willst. Auf dieser letzten – anderen – Teilstrecke brauchst Du mindestens 3 Streichhölzer in Reserve: 1 für den Wind, 1 hoch nach Muro und 1 noch nach Alcudia am Schluss der Strecke. Also spar Dir eins oder zwei auf. Denn spätesten auf dem Lauf kannst Du diese dann abfackeln.
Das mit der Strecke auf Google Earth habe ich nicht hingekriegt, aber ein Download der GPS Daten ist auch hier möglich:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fmqfourdstekoqlx&referrer=trackList
Wouw! Das nennt man eine saubere Rekognoszierung! Vielen Dank! Da kann ich mich auf eine interessante Velostrecke freuen. Gabi
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