Rasender Gringo im Wind – wenn ein wild gewordenes Plasma durchgeht

Der Auftakt zu meiner Frühlings-Familien-Trainingswoche war unerwartet stürmisch. Am Morgen des ersten Tages braute sich ein ziemlich übles Süppchen zusammen und auf meinem Plan standen zwei Dinge: Easy Einrollen über 90 bis 120 Minuten und eine Pool Session mit 12x25m all outs. Und wieder einmal kam alles anders.

Nachdem der Sturm sich nicht legte, entschied ich mich am Nachmittag auf den rund 30km entfernten und etwa 300m hoch gelegene Passüberfahrt des Formentor zu fahren. Scotty und ich sind inzwischen ein gutes Team. Nachdem ich ihn aufgebaut hatte, wieherte er schon wie wild und vor dem Ride kam dann auch noch ein Schuss Druckluft in seine Räder. Prall gefüllt gings mit wildem Schnauben los. Relatisch schnell legten wir die grosse Schweibe ein und knallten einen nach dem anderen Gang rein. Spektakulärer als mancher Ferrari der in der Bucht von Alcudia um Aufmerksamkeit heischt. Ein Traum Scott auf diesen Strassen zu bewegen. Meist führt ein meterbreiter Velostreifen den Strassen entlang. Nur im Bereich der Rondelle ist Vorsicht geboten und wir mussten etwas Dampf rausnehmen. Mein Navi führte wunderbar und Scotty kriegte die Sporen. Bei hartem Seitenwind düsten wir kilometerlang der Küste Mallorcas entlang. Nein, nicht im Grundlagentempo lieber Coach. Aber deutlich unter der Schwelle. Nach einer harten aber schönen Steigung erreichte ich den höchsten Punkt. Und gleich gings zurück. Nach einigen Adrenalinschüben bergab ritten wir dann dem Wind entgegen und die Pace gab zeitweise um satte 3 bis 4km/h nach. Dennoch war gegen Scotty und mich kein Gras gewachsen und die deutschen Radlergruppen wurden gierig überholt. Fast schon im Überschalltempo glitten sie rechts und links an uns vorbei. Im Stadtbereich packten wir auch das eine oder andere Fahrzeug und als sich uns ein Touristen-Züglein in den Weg stellte gabs nur noch eins: hart vorwärts, links auf ganzer Länge dran vorbei. Phantastisch wie mein Pferdchen abging. Aufgrund des Theaters, das Scotty und ich da oben im Norden veranstalteten, wird der eine oder andere seine Weihnachts-Wunschliste schon diesen Frühling schreiben oder ganz einfach den Kopf schütteln, wegen diesen Gringos mit den schwarzen schnellen Pferden.

Zurück im Hotel dann der Blick auf die Uhr. Angezeigt wurden knappe 60km, die in einem 35er Schnitt zurückgelegt wurden. Somit endete das easy einrollen in einer Krafteinheit auf der grossen Scheibe mit tiefer Kadenz und sehr viel Speed. Einfach geil. Das Finetuning an der Sitzposition hat sich ausbezahlt.

Nach einem LamboPro folgte dann noch das verdiente Bad bei geschätzten 15-16°C. Etwas kühler, als wir das Wässerchen im Obersee anfangs Juni kennen. Da man nach 20 Uhr nicht mehr in den Pool darf, war mir mit Neo und viel Speed bei Tageslicht die Aufmerksamkeit der Hotelgäste sicher. Die Poollänge von rund 80m teilte ich nach dem Einschwimmen so ein, dass ich die erste Hälfte zügig und die zweite Hälfte dann All Out schwamm.  Jungs, wer den Neo jetzt noch nicht aus dem Schrank genommen hat: Tut es, geht ins Hallenbad und gewöhnt Euch zügig und das Teil.

Eine lang andauernde und wärmende Dusche, gefolgt von einem guten Nachtessen und einer ABBA-Show rundete meinen ersten Tag ab. Innerhalb von Minuten fand ich den Schlaf und träumte davon, wie ich als Gringo mit Scotty dem Wind entgegen ritt.

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