Spinning, Rolle, Ergometer … verschiedene Ausdrücke, jeder versteht aber irgendwie dasselbe. Zum Auftakt der “Indoor-Cycling”-Saison hier einige interessante Fakten und Gedanken:
Erst mal zum Material, das zur Verfügung steht:
Spinning-Bike
Das große Schwungrad und die stufenlos einstellbare Schleifbremse zeichnen das Spinningbike aus. Da sich der Widerstand individuell regeln lässt, kann sowohl kraftorientiert als auch frequenzorientiert die Ausdauer trainiert werden. Nachteil: Das breite Tretlager vergrößert den Abstand zwischen den Beinen und führt so zu ungewohnten Tretbewegungen. Wer beim Training auf Gesellschaft, laute Musik, Lichteffekte und die Motivation durch einen Trainer Wert legt, sollte einen Spinning-Kurs im Fitness-Studio besuchen.
- Freie Rolle
Nur Geübten ist das Training auf der freien Rolle zu empfehlen, denn es verlangt viel Radbeherrschung, damit die Kreiselkräfte Fahrer und Fahrrad auf der freien Rolle aufrecht halten. Um sich auf der Rolle zu halten, muss der Radfahrer eine Mindestgeschwindigkeit von etwa 20 km/h beziehungsweise 160 Umdrehungen pro Minute erzeugen. Wer das Fahren auf der Stelle einmal beherrscht, kann als Steigerung sogar aus dem Sattel gehen oder die Hände vom Lenker nehmen. Anfänger sollten das Gerät (von Elite, 360 Euro) im Türrahmen positionieren, um sich im Notfall abstützen zu können. Vorteile der freien Rolle: Der Sportler kann auf seinem gewohnten Rad trainieren, die Motorik wird geschult. Nachteil: Kraftintensive Einheiten sind nicht möglich.
- Rollentrainer
Für Pragmatiker, denen es egal ist, ob sie durch blühende Landschaften fahren oder gegen die Kellerwand starren, eignet sich Training auf dem Rollentrainer. Unabhängig von Wetter und Dunkelheit ist Radtraining möglich, die Sitzposition muss nicht verändert werden, Tretmotorik und Koordination lassen sich verbessern. Einziges Problem: Rollentraining gilt als öde. Bis jetzt, denn mit den Tipps von Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno kann das Training auf der Stelle abwechslungsreich sein und Spaß machen.
Übrigens gibts von einigen Anbietern Systeme, bei denen ein PC an die Rolle angeschlossen werden kann. Dies ermöglicht sowohl das Fahren von Klassikern am Bildschirm (DVD-Material) oder das laden beliebiger GPS-Daten von verschiedenen Datenquellen im Netz.
Und hier noch ein spannendes Interview mit einem der Trainer beim Profi Team Columbia:
Seit Jahren ist Spinning in Fitnessstudios populär. Welche Rolle spielt Spinning bei Profis?
Ich kenne keine Profis, die in ihr Training Spinning-Einheiten einbauen. Profis fahren entweder draußen oder haben ein gutes Fahrradergometer, auf dem sie trainieren. Außerdem fliegen sie bei schlechtem Wetter in den Süden.
Ist Spinning also auch für Hobbysportler nicht sinnvoll?
Man muss unterscheiden: Was heißt Spinning? Das Spinningrad als Trainingsgerät ist sinnvoller, als auf der Rolle zu trainieren – wenn Pedalsystem und Sitzposition stimmen. Spinningräder haben ein großes Schwungrad. Dadurch hat man ein realistischeres Fahrgefühl als auf der Rolle. 200 Watt auf der Rolle und auf dem Spinningrad sind grundsätzlich die gleiche Leistung, aber für den Körper ist es zweierlei: Fahre ich auf der Straße 200 Watt mit einer Trittfrequenz von 120 Umdrehungen pro Minute, ist das sehr unrhythmisch. Das ähnelt dem Rollentraining. Fahre ich bei Tempo 50 oder 60 im Windschatten eines Lkw mit gleicher Leistung, fühlt sich das viel normaler an – vergleichbar verhält es sich auf dem Spinningrad.
In der Regel bedeutet Spinning animiertes Training mit Musik und in Gruppen. Kann ich damit das Wintertraining auf dem Rad ersetzen?
Mit dem üblichen Training, wie es in Studios angeboten wird, habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Wir haben Athleten, die regelmäßig zur Leistungsdiagnostik kommen und zum Spinning gegangen sind – mehrmals pro Woche über mehrere Monate. Ich schätze, dass 18 von 20 Sportlern sich durch das regelmäßige Spinning im Ausdauerbereich verschlechtern: Die anaerobe Schwelle sinkt, der Fettstoffwechsel verschlechtert sich. Vermutlich sind dafür die Intensität sowie die hohen Trittfrequenzen verantwortlich – und dass dieses Training nicht durch längere Einheiten ergänzt wird.
Ist Spinning dann überhaupt sinnvoll?
Ja, wenn man es mit Ausdauertraining auf der Straße oder langen Einheiten auf dem Spinningrad kombiniert. Wenn man das Spinningrad wie ein Ergometer oder eine Rolle verwendet, ist es ideal.
Sind Spinninggruppen empfehlenswert?
Ja, wenn man das Training als intensive Vorbelastung für eine längere oder kraftbetonte Einheit nimmt. Man kann durch Spinning seine Glykogenspeicher etwas leeren und sowohl motorisch als auch für den gesamten Stoffwechsel sowie den Muskelapparat eine Vorbelastung setzen.
Und für all die, die jetzt hungrig geworden sind auf dieses Thema: Im Spinningkino im Seefeld gibts geführte Rollen-Trainings mit vielen Tipps und Tricks direkt vom Ex-Profi Fabian Jeker. Mehr Infos unter http://www.spinningkino.ch
Bei einer Rolle wird nichts eingespannt, ist aber wirklich laut und erfordert ein gewisses Gleichgewichtsgefühl.
Übliche Spinningräder haben dagegen den Nachteil, dass das Fahrgefühl nicht besonders “echt” ist.
Ich benutze bei mir den Tacx Neo, der beide Nachteile nicht hat und aufgrund der flexiblen Lagerung auch problemlos den Wiegetritt zulässt.
Was beim Indoortraining m.E. das Wichtigste ist: Es sollte motivierend und abwechslungsreich sein und dazu sind diverse Schnittstellen für Workouts, Filme, GPS,… recht hilfreich.
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