Trainieren in der Kälte

Gestern sind wir bei gut -13°C Intervalle gelaufen. Da stellt sich zurecht die Frage: Ist das überhaupt gesund? Und wie sich aus Gesprächen mit Gleichgesinnten zeigt, beschäftigen sich viele mit dem Thema Kälte und Sport.

Von Marcel Kamm (www.tempo-sport.ch) habe ich dazu unterstehenden Artikel erhalten. Zusammengefasst kann man sagen: Bei geeigneter Bekleidung ist ein Lauftraining bei Temperaturen bis minus 20 Grad unbedenklich (Ausnahmen selbstverständlich für Asthmatiker oder bei bereits entzündeten Bronchien etc., aber dann sollte von intensiveren Trainings eh abgesehen werden). Also zeigst Eurem inneren Schweinehund und geht – zumindest für die Läufe – trotzdem raus. Es muss ja nicht ein Intervall im dunklen Wald sein. Auch ein Longjog mit einem Kollegen ist jetzt eine tolle Sache. Gut bekleidet, ist das überhaupt kein Problem.

Übrigens: Der internationale Skiverband FIS erlaubt Langlaufrennen bei kürzeren Distanzen bis minus 20 Grad und bei längeren Wettkämpfen bis minus 16 Grad. Aber hier nun der Artikel aus der NZZ [Originallink]

«Temperaturen bis minus 20 Grad sind akzeptabel»
Sportmediziner Beat Villiger über die Risiken von Wettkampfsport bei Kälte
NZZ Online: Am Wochenende beginnt die Fussballmeisterschaft in der obersten Schweizer Liga wieder, bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Ist das aus sportmedizinischer Sicht ein Risiko für die Fussballer?
Es gibt verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Zunächst ist der Boden kälter und härter, insbesondere beim Fehlen von Rasenheizungen. Dies erhöht die Verletzungsgefahr. Muskulatur, Sehnen und Bindegewebe müssen durch intensiveres Aufwärmen dehnbarer gemacht werden. Ein gut aufgewärmter Körper nimmt weniger Schaden bei solch tiefen Temperaturen. Die Kleidung muss vor Ausseneinflüssen schützen, aber auch die Abgabe von Feuchtigkeit und überflüssiger Körperwärme ermöglichen. Die Extremitäten sind speziell empfindlich für Abkühlung und Erfrierung. Bei tiefen Temperaturen braucht der Spitzensportler mehr Energie in Form von Kohlenhydraten. Am gefährdetsten sind aber die Bronchien. Diese entzünden sich und reagieren mit einem Schutzkrampf, wenn kalte Luft eingeatmet wird. Wenn ein Fussballer schon unter Asthma leidet, geht er bei solch tiefen Temperaturen ein höheres Risiko ein.
Ab welchen Temperaturen besteht für Spitzensportler eine Gefahr der Gesundheitsschädigung, wenn sie im Freien bei grosser Kälte Sport treiben?
Hier muss man zwischen Ausdauersportarten mit Dauerbelastung wie Langlaufen und Teamsportarten mit Intervallbelastung wie Fussball und Eishockey unterscheiden. Für die Risikobeurteilung sind die Tiefe der Temperatur und das Atemvolumen (eingeatmete Menge Luft) massgebend. Ein Langläufer setzt während des Wettkampfs jede Minute 120 bis 150 Liter um, ein Fussballer tut dies nur sporadisch. In Fachkreisen ist man sich im Grundsatz einig, dass Aussentemperaturen bis minus 20 Grad noch akzeptabel sind.
Ist eine reine Temperaturbetrachtung nicht trügerisch, weil auch der Wind mit dem Chill-Faktor eine Rolle spielt?
Der Wind-Chill-Faktor spielt vor allem bei den Erfrierungen und genereller Auskühlung eine Rolle. Auf die Lunge hat er praktisch keinen Einfluss. Die Veranstalter von Wettkämpfen, zum Beispiel die Fifa und die Swiss Football League, müssen im Einzelfall entscheiden, wann die Austragung eines Spiels unter Berücksichtigung des Wind-Chill-Faktors zu riskant wird. Die FIS hat für Langlaufrennen Empfehlungen an die Veranstalter abgegeben. Sprintrennen und alpine Wettkämpfe dürfen bis minus 20 Grad, kürzere Rennen (5 bis 15 km) bis minus 18 Grad und Rennen ab 30 km bis minus 16 Grad ausgetragen werden. Diese Abstufung hat mit der Dauer der Belastung der Lunge zu tun.
Sie waren als Arzt von 1992 bis 2010 an Olympischen Spielen dabei. Gab es Wettkämpfe, wo Sportler wegen der Kälte gesundheitliche Folgen erlitten haben?
Bekannt ist das Phänomen des Kälteasthmas bei Langläufern. Erfahrungsgemäss leiden 50 bis 70 Prozent darunter. Wer nicht schon vorher Asthmatiker war, hat gemäss Studien bei norwegischen Langläufern eine Chance von 97 Prozent, dass das Kälteasthma nach der Karriere folgenlos abheilt. An den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer gab es die Empfehlungen der FIS noch nicht. Es wurde ein Rennen bei minus 25 Grad gestartet. Wegen der TV-Übertragung wurde der Start nicht um zwei Stunden verschoben, als es nur noch minus 18 Grad kalt war. Im Anschluss an das Rennen haben die Schweizer Langläufer und auch jene anderer Nationen mit Bronchialproblemen reagiert. Andererseits wären die kältegewohnten Russen auch noch bei minus 30 Grad gestartet… Ich habe zusammen mit anderen Mannschaftsärzten auf eine Temperaturregelung gedrängt. Die FIS-Empfehlungen sind so entstanden.
Hat die Kälte Einfluss auf die Leistung von Spitzensportlern?
Aufgrund von norwegischen Studien sowie unseren Testergebnissen in der Kältekammer des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos wissen wir, dass die Leistungsfähigkeit bei tieferen Temperaturen abnimmt. Bei einer Studie mit Marathonläufern wurde festgestellt, dass bei minus 4 Grad im Vergleich mit plus 5 bis 10 Grad (Idealtemperatur für einen Marathon) ein Leistungsabfall von 10 Prozent resultiert. In einer Studie mit Langläufern wurde bei einem Temperatursturz von minus 5 Grad auf minus 20 Grad ebenfalls ein Leistungsabfall von 10 Prozent gemessen. Nach einer neuen Studie aus dem letzten Jahr ist bei richtig angezogenen Fussballern kein Leistungsabfall bei kalten Temperaturen erkennbar, wenn die Zentralkörpertemperatur in Ordnung ist.
Einige Inspirationen zum Thema Ausdauer in der Kälte. Der Nordpol lässt grüssen.

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