Ein Tag mit einem Weltklasse Triathlon Profi – und aus drei mach zwei

Am Donnerstag war es soweit. Genauso wie die Augen der kleinen Kinder am 24. Dezember früh morgens zu glänzen beginnen, so erging es mir am letzten Donnerstag. Ein halbes Jahr habe ich mir darauf gefreut. Ein Tag alleine mit einem der zurzeit weltweit erfolgreichsten Triathlon-Profis. Ganz für mich alleine.

Nach ein wenig früh morgendlicher Arbeit, gabs zum sportlichen Auftakt eine Einheit Schwimmen und damit auch gleich die ersten Verwirrungen. Denn die 8 oder 4 bezogen sich nicht auf die Längen (in Adliswil sind das 25m) sondern auf jeweils 100m. Erste Erkenntnis: Die Währung der Profis sind 100er, meine sind 25er. Bin ich froh, backe ich kleine Küchlein. (Anmerkung am Rande: im neuen, ab Montag gültigen Trainingsplan wurden die 50x50m nun durch 25x100m ersetzt). Eingeschwommen sind wir kaum und ausgeschwommen wird gar nicht, denn diese Zeit kann besser genutzt werden. Wir sind ja da um zu arbeiten und die Zeit soll effizient genutzt werden. Der Austausch zum Erlebten in Rappi und ein professioneller Schulterblick zeigten dann einige Ansatzpunkte auf, die wir kurz diskutierten und sofort umsetzten. So starteten wir den Versuch, meine Atmung von einer “klassischen” 3er auf eine 2er umzustellen. Motorisch überfordert waren die ersten 2er mit Sicherheit amüsant anzusehen und die Züge in der rechten Hand – die Seite, auf der ich atme – wurden zusehends kürzer. Pullbuoy und Paddles halfen dann, die Züge länger zu machen. Das Fesselband führte dann aber dazu, dass ich wie ein Zitteraal durch Wasser schlängelte. Die Körperspannung lässt grüssen. Und damit meine ich nicht die Fähigkeit während dem Schwimmen die Arschbacken zusammenzukneifen, sondern den brettartig gleitenden Zustand, der mir komplett abging. Deshalb der nächste Profi-Tip. Ein alter Veloschlauch erzeugt den gleichen Effekt, jedoch kann ich ihn höher (direkt unter dem Knie tragen) und dadurch noch ganz leicht mit Beinarbeit nachhelfen und auskorrigieren. Die folgenden 8, 6, 4, 2  100er gaben mir die Möglichkeit, die Dinge zu vertiefen und wir kombinierten die neu erlernten 2er Züge zum Schluss  mit einem Blick nach vorne. Das Zückerchen kam aber zum Schluss: 100m Beinschlag. Aua! Als überzeugter Warmduscher und Neoprenschwimmer  spare ich mir diesen in der Regel. Meine Körperreaktion bestätigt, dass dieser Zeit zukünftig in die Einheiten eingebaut werden muss. Das Kick Board liegt bereits in der Schwimmtasche.

Während dem Mittagessen wurden Gedanken ausgetauscht. Und auch hier gabs neue Erkenntnisse. Profi zu sein ist sackhart. Die Trainingspensen für die Langdistanz sind hoch und zuoberst auf dem Menuplan stehen meist die Disziplinen in denen Handlungsbedarf vorhanden ist. Notabene, nicht die, welche man besonders gerne macht oder beherrscht. Nein, wir sprechen hier über die Disziplinen in denen man sich die Konkurrenz vom Hals hält oder bereits frühzeitig ausschaltet. Jeden Tag zu schwimmen – bzw. am Schwimmen zu arbeiten – wäre nicht meine Sache. Auch wenn die Motivation nach der Schwimmeinheit deutlich angestiegen war. Und eine andere Tatsache würde mir auch auch zu schaffen machen: Immer freundlich sein. Das wäre für mich ein äusserst schwieriger Zustand. Tut man es nicht, so verstehen es weder die Fans, noch die Personen mit den wertvollen Tips und Glückwünschen und schon gar nicht die Sponsoren. Regelmässiges und systematisches Abarbeiten der E-Mails und Telefonanrufe muss ebenfalls eingeplant werden.

Am Nachmittag folgte dann eine wirklich lockere Velorunde über den Horgener Berg nach Hütten und zurück. Die rund 40km fuhren plappernd in rund 90 Minuten in Beinlingen, Windwesten, langärmlich und mit Handschuhen. Nicht erkälten heisst die Devise. Gesund bleiben. Und mir wurde einmal mehr klar, dass ich schon lange mehr keine ruhige und wirklich lange Ausfahrt gemacht habe, die eigentlich für die Ausdauer äusserst sinnvoll wäre.

Den Koppellauf liessen wir weg, was sicherlich meinem Knie zugute kam, das sich inzwischen übrigens wieder deutlich besser anfühlt. Stattdessen ging das Roastbeef in den Ofen und zum Nachtessen dann gesellten sich noch einige weitere Personen und ein weiterer Spitzenathlet. Und ja, wir sprachen über Sport. Über Triathlon, Schwimmen, Radrennen und Marathonzeiten. Was denn sonst?

Auf die Ernährungsmethoden der Spitzensportler möchte ich nicht genauer eingehen 😉 Aber auch in diesem Punkt sind Entbehrungen offensichtlich an der Tagesordnung. Nicht in allen aber in sehr vielen Punkten. Übrigens, der Grossteil des Weins landete in meinem Bauch. Bei den Süssigkeiten punkteten dafür die Profis.

An dieser Stelle nochmals allen Beteiligten ein ganz herrliches Dankeschön für den tollen Tag und den gemütlichen und interessanten Abend. Das sind Situationen, die mich unendlich bereichern und motivieren. Und so langsam rückt auch Kalmar wieder ins Zentrum meines sportlichen Denkens. Schliesslich fand ich nach Rappi und nach diesem einzigartigen Tag einige spannende Antworten darauf, wie und weshalb man als Amateur und Anfänger diesen Sport betreiben soll. Mit sportlichem Ehrgeiz, ohne Druck den guten Finish im Fokus, just for fun. Manchmal finden die prägenden Ereignisse zum richtigen Zeitpunkt statt. Und der Trainingsplan vom Coach folgte tags darauf auf dem Weg ins Pfingstwochenende. Mal schauen was die Tage bringen.

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