Der Countdown läuft

Der Countdown läuft. In 48 Stunden sollte ich den 70.3 absolviert haben.

Ich habe viel getan. In den Jahren, in denen ich aktiv Sport betreibe (4 Jahre) habe ich nie einen derartigen Aufwand betrieben. Nie so strukturiert, gezielt aber auch hartnäckig gearbeitet. Das Prinzip Lust gab es nicht. Die Trainings wurden so gemacht wie vorgegeben. Wieviel das bringen wird, erfahre ich am Sonntag, wenn ich gemeinsam mit vielen anderen Hobbyathleten in den Hängen oberhalb von Schmerikon rumtrample um dann in Rappi zu realisieren, dass meine Beine aus Blei sind und dass mein Motörchen mal wieder eine ordentliche Füllung Energie brauchen könnte. Jeder Triathlon über diese Länge wird hart. Noch nie war ich 5 Stunden und 30 Minuten unterwegs. Am Sonntag wird es die Premiere sein.

Aber zurück zum Training und den Resultaten. Hat sich was verändert bei mir? Ja. Definitiv. Mein Körperfettanteil ist zurück. Deutlich. Mein Rumpf ist enorm stark geworden und allgemein habe ich an Muskulatur zugelegt. Rein physisch fühle ich mich damit sehr fit. Da ich die ganz langen Trainingsdistanzen nicht in hohem Tempo absolviert habe, kann ich zur Ausdauer unter Rennbelastung wenig sagen.

SCHWIMMEN: Das grosse Fragezeichen. Wenn ich mich konzentriere, gut atme, kräftig ziehe und mir Zeit lasse, meinen eigenen Rhythmus schwimmen, dann liegt eine sehr gute Zeit drin. Schwierig für mich ist, dass ich nie draussen und nie in der Gruppe geschwommen bin. Aber etwas Erfahrung habe ich hier ja.

RAD: Obwohl ich ein wunderschönes Cannondale Slice habe begann mein Training in dieser Disziplin meist auf der Rennstrecke oder kurz zuvor. Dieses Jahr habe ich sehr viel getan. Leider spielte das Wetter nicht immer mit oder ich musste meine Radeinheiten spät abends nach Feierabend auf der Rolle absolvieren. Etwas mehr Kilometer auf Teer hätten mir gut getan. Rad-muskulär bin ich noch nicht ganz happy. Aber ich weiss, dass ich die Radstrecke in Rappi packen werde. Ganz sicher werde ich hier aber nichts verzocken und auch keine Heldentaten leisten.

LAUFEN: In den schnellen Renneinheiten im Winter (Laufseminar Tempo Sport) konnte ich ebenfalls spürbar zulegen, die auch im Vergleich zu anderen Kollegen. Auch wenn der Probelauf in Zürich nicht ganz nach Plan lief – da liegt noch massiv mehr drin – erreichte ich mein Laufziel. 80 Minuten für 17 km, am ersten Halbmarathon 2008 waren es über 120 Minuten für 21 km, in Luzern im Herbst 2009 waren es 106 Minuten für 21 km. Wenn ich mich gut ernähre und den Energiepegel halte, kann ich hier  im 5-5:30er Schnitt eine ganz solide Zeit herauslaufen.

Was bedeutet das jetzt fürs Rennen?

Fit fühle ich mich. Und ich habe auch ein gutes Gefühl. Den ganzen Druck von wegen toll abschneiden und zeigen, was ich drauf habe, den mache ich mir nicht mehr. Letztendlich tue ich es für mich. Zur Taktik habe ich mir nach Erfahrungen vor Ort und im Austausch mit Ironshark überlegt:

– etwas defensiver als gewohnt schwimmen, allenfalls in zweiter Hälfte etwas mehr aufdrehen (sofern möglich)
– auf dem Rad akklimatisieren und bis Schmerikon defensiv fahren, ebenso in der ersten scharfen Steigung
– nach The Beast einen schönen Rhythymus in die Steigung kriegen, halten bis oben und darüber hinweg
– Verpflegen und Vollgas, vor allem in der langen Geraden werde ich voll Stoff geben und meine neue Kassette kitzeln 😉 – ja, ja, der Utz hat sein Rad gepimpt
– auf der Geraden nach Rappi wieder eher defensiv, auf den Wind und die langen, grossen Wellen achten
– ein grosses Lächeln aufsetzen, wenn Familie und Freunde winken und die positive Energie aufnehmen
– zweite Runde abhängig von der ersten Runde progressiver oder gleich fahren
– auf den letzten 5 Kilometern locker werden, nicht mehr drücken wie ein Ochse
– ein grosses Lächeln aufsetzen, wenn Familie und Freunde winken und die positive Energie aufnehmen
– in der Wechselzone in Ruhe meine Laufschuhe richtig anziehen und binden
– auf die Elefantengeräusche von Aaron achten
– locker loslaufen, die ersten 6km hochfahren, dann in Richtung Rappi versuchen die Pace zu stabilisieren und rund und locker zu laufen
– wieder ein grosses Lächeln für die Familie und alle Freunde
– im Lauf versuchen, meinen Tunnelblick (erstmals in Zürich gelungen) aufzusetzen, insbesondere auf den langen Geraden, die bei höheren Temperaturen ziemlich hart werden
– Locker einlaufen, die Stimmung geniessen, die Hände heben und nach 5 1/2 Stunden zufrieden durchs Ziel laufen

Food and Drinks von Winforce. Vor dem Rennen Carbo Plus trinken, 1 Gel. Auf dem Rad erst kurz vor Schmerikon beginnen. Im Schnitt 1 Flasche und 2 Gels stündlich. Konsequent. Kurz vor dem Lauf nochmals ein Gel. Zu Fuss kriege ich kein Winforce. Deshalb werde ich mit Gels arbeiten (2 bis 3 pro Stunde) und Cola/Zucker trinken.

So, und jetzt ist Feierabend und meine mentale Vorbereitung beginnt. Nebst den Bildern die ich aus den Lauftrainings in Rüschlikon (noch 100m, noch 200m usw.) habe, kommen auch die von Zürich mit dazu (Tunnelblick vom Seefeld Richtung Bellevue). Hinzu kommt das bislang stärkste Bild: Mein Sohn mit erhobenen Händen als Weltmeister in Portugal.

Ach ja, dann noch Checkliste erstellen, packen, morgen Check-in und Race-Briefing, den Abend ruhig ausklingen lassen. Sonntag nicht allzu früh auf. Eine Stunde vorher einrichten, 30 Minuten vorher Bewegung, kurz vor dem Start rein und los.

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